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Drallbohren 

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siehe auch Schwingungen, Schwingungsformen

Eine durch Schwingungen verursachte Beeinträchtigung des Tiefbohr- vorgangs (auch Unrundbohren genannt). Die vorherrschende Schwingung ist hierbei die Biegeschwingung des Tiefbohrwerkzeugs (Werkzeugkopf und Schaft bzw. Bohrrohr) senkrecht zur Bohrachse (unter 100 Hz). Geübte Maschinenbediener können den Drallvorgang hören bzw. durch Berühren des aus der Bohrung ragenden Teils des Bohrrohres/Schaftes ertasten.
Der Tiefbohrvorgang wird durch “Drallbohren” stark beeinträchtigt, das Bohrergebnis ist mangelhaft und der
Werkzeugverschleiß steigt stark an. Typisch ist die sog. “Vieleckbildung”, die sich dem Betrachter beim Blick in die Bohrung in sog. Drallmarken zeigt.
Auslöser für das Drallbohren ist häufig die Verlagerung der Bohrkopfachse gegenüber der Ideallage (d.h. zentrisch und parallel zur gewünschten Bohrungsachse).

Bild nach Quelle ISF

Durch Drallbohren verursachter Kreisformfehler einer Bohrung
(Polygonprofil mit n = 5)

Die Verlagerung kann verschiedene Ursachen haben.

- fehlerhafter Anbohrvorgang
- durch zu große Zerspankraft verursachte Abdrängung
- fehlerhafter Werkzeuganschliff
- verzogenes Bohrrohr bzw. verzogener Werkzeugschaft
- ungenaue Bohrrohr- bzw. Werkzeugspannung
- nicht zentrische Unterstützung (Lünetten, Schwingungsdämpfer)
- Geometrische Fehler der Maschine

Tragspuren an BTA-Vollbohrwerkzeugen, die eine Drallbohrung erzeugt haben, weisen vielfach daraufhin, dass die Verlagerung des Bohrwerk- zeugs in der Bohrung derart groß war, dass die Führungsleiste 2, die der Schneide gegenüberliegt, nicht vorn sondern zumindest zeitweise hinten getragen hat. Das Werkzeug hat demnach eine “Taumelbewegung” ausgeführt.